Workshop mit Cornelia Richter „Resilienz in Religion und Gesellschaft“, 04. Juni 2018

Cornelia Richter (Professorin für Systematische Theologie und Hermeneutik an der ETF der Universität Bonn) hielt am 04. Juni am Forschungszentrum RaT einen Gastvortrag im Rahmen des Workshops „Resilienz in Religion und Gesellschaft“. Richter führte zum einen in die Grundfragen der aktuell verstärkt auch in der Theologie diskutierten Resilienzforschung ein, zum anderen berichtete sie von der Arbeit der Forschergruppe „Resilienz in Religion und Spiritualität“, die von ihr an der Universität Bonn ins Leben gerufen wurde. Die Forschergruppe, in der unter anderem Theologie, Philosophie und Medizin aufeinandertreffen, leistet auf interdisziplinärem Gebiet Pionierarbeit, indem nicht nur höchst unterschiedliche Herangehensweisen verbunden, sondern hermeneutische und empirische Methoden eng verschränkt wurden.

Nach Richter könne die Theologie eine wichtige Rolle gerade für ein kritisches Verständnis von Resilienz spielen. Entgegen einer naiven Gegenüberstellen von Krise und Resilienz, die droht, Resilienz allzu schnell rein positiv als ein neoliberal übersteigertes Leistungspotential zu deuten, stellte Richter die These auf, dass Resilienz ein Krisenphänomen par excellence sei. Resilienz lasse sich nur in der Krise, nicht unabhängig von ihr, erkennen. Ein hermeneutischer Zugang zum Phänomen der Resilienz sei entscheidend, um die inhärente Negativität und Ambiguität, die dieselbe als Krisenphänomen durchziehe, zu fassen.

Mit Bezug auf Klage und Gebet wurden zwei biblische Kategorien immer wieder als konkrete Beispiele herangezogen, an denen sich Resilienz in Form einer ständig zwischen Aktivität und Passivität wechselnden Dynamik des Aushaltens und Gestaltens in der Krise zeige.

In ihrer Antwort auf Richters Vortrag (mit dem Titel „Unsicherheit gestalten“) entwickelte Lisa Achathaler, deren Dissertationsprojekt ebenfalls mit der Thematik der Resilienz verknüpft ist, weitere Verbindungen zwischen Theologie und Resilienzforschung. Hierbei rückten das Motiv des Vertrauens als fiducia sowie das kreative und zukunftseröffnende Potential der Resilienz ins Zentrum der Diskussion.