Am 29.06.2017 fand der Studientag unter dem Titel „Religious Unmusicality: What Does it Mean? And Does it Matter?” mit Paolo Costa (Senior Researcher, Fondazione Bruno Kessler, Trient; Research Fellow an der Forschungsplattform Religion and Transformation in Contemporary Society sowie Visiting Fellow am Institut für die Wissenschaft vom Menschen) statt.
Der Begriff der religiösen Unmusikalität, der auf einen privaten Brief von Max Weber an Ferdinand Tönnies aus dem Jahr 1909 zurückgeht, wurde von Weber aufgeworfen, um eigene Erfahrungen von Entfremdung gegenüber Spiritualität und Religion zum Ausdruck zu bringen. Zugleich spiegelt der Begriff, unter Beibehaltung der Schwierigkeit der Artikulation, eine historisch aufbrechende Möglichkeit wieder, ein authentisches areligiöses Leben zu führen.
Paolo Costa führte zunächst mit der Frage nach den Ursprüngen, warum man von etwas entfremdet werden kann, was einem früher vertraut war, in die Thematik ein. Neben einem verbleibenden Aspekt des Mysteriums wurden an dieser Stelle Zugänge andiskutiert, die durch andere Personen eröffnet werden können, wodurch sich wiederum die Frage nach einer fehlenden Eigenrezeptivität ergab. Costa zeigte aber, dass es bei näherer Betrachtung auf die Fähigkeit der Resonanz im Umgang mit der affektiven Seite der religiösen Erfahrung einerseits und auf eine einzunehmende partizipative Rolle andererseits ankommt.
Ein weiterer Schwerpunkt galt der Dimension des so-genannten „upstream disagreements“, das anhand von Musik veranschaulicht wurde. Spezielles Augenmerk wurde hier auf die brückenbildende Funktion von Körperlichkeit und auf das essentielle Moment der Selbst-Aufgabe gelegt. Gleichzeitig wurde betont, dass im Falle eines Ausbleibens einer Erfahrung des Berührt-Werdens keine Übersetzung im Sinne einer Verbalisierung geleistet werden kann, um diese Erfahrungsdimension extern zugänglich zu machen. Als Kernelement des „upstream disagreements“ der religiösen Unmusikalität wurde darum die Artikulation ausgemacht, wodurch stets eine Beziehung der Resonanz im Mittelpunkt stehe.