Academic Forum on Isrāʾīliyyāt and Intertextuality“ (AFII)

Organisiert von Tugrul Kurt, Irem Kurt und Eduard Prenga

Die Arbeitsgruppe „Academic Forum on Isrāʾīliyyāt and Intertextuality“ (AFII) bildet eine substanzielle und wissenschaftlich profilierte Forschungsplattform, die durch ihren umfassenden interdisziplinären Zugang und ihre methodische Strenge gekennzeichnet ist. Sie leistet einen bedeutenden Beitrag zur Differenzierung und Erweiterung der islamischtheologischen Studien, insbesondere im Bereich der Koran- und Exegeseforschung, und integriert zugleich Ansätze aus der Judaistik, den biblischen Wissenschaften sowie der interreligiösen und intertextuellen Hermeneutik. Das vorrangige Ziel der Arbeitsgruppe besteht in der systematischen Untersuchung jener jüdisch-christlichen Narrative, die in die islamische Überlieferung eingegangen sind, und in der präzisen Analyse ihrer strukturellen, funktionalen und theologischen Bedeutung innerhalb des koranischen sowie exegetischen Diskurses.

Die Forschung des AFII basiert auf einem methodisch fundierten und disziplinenübergreifenden Ansatz, der den intertextuellen Austausch zwischen den religiösen Traditionen des Islams, des Judentums und des Christentums in ihrer jeweiligen kulturellen, literarischen und historischen Verflechtung beleuchtet. Dabei berücksichtigt die Arbeitsgruppe eine breite Quellengrundlage, die sowohl kanonische als auch außerkanonische Texte umfasst. Von besonderer Relevanz sind dabei apokryphe Überlieferungen sowie volkstümliche Traditionsstränge, welche die Entstehung und Weiterentwicklung der isrāʾīliyyāt maßgeblich beeinflusst haben. Durch die Einbeziehung dieser vielfältigen Textkorpora werden nicht nur die komplexen Übertragungsprozesse offengelegt, sondern auch die unterschiedlichen Ebenen der Rezeption und Transformation jüdischer und christlicher Erzählstoffe im islamischen Kontext nachvollziehbar gemacht.

Ein zentrales Forschungsanliegen des AFII liegt in der Frage, wie die Integration dieser Narrative zur Entwicklung eines eigenständigen theologischen Diskurses im Islam beigetragen hat. Dabei wird die strukturelle Funktion der isrāʾīliyyāt nicht nur auf der Ebene der Textüberlieferung analysiert, sondern auch in ihrem narrativen und theologischen Kontext untersucht. Die Arbeitsgruppe widmet sich insbesondere den Mechanismen der Adaption und Umdeutung dieser Erzählstoffe, um zu verdeutlichen, wie durch intertextuelle Prozesse neue theologische Identitätsmuster und Bedeutungsgehalte im islamischen Diskurs entstehen. Dies ermöglicht es, die isrāʾīliyyāt nicht lediglich als sekundäre Übernahmen aus fremden Traditionen zu betrachten, sondern als integrale Bestandteile eines genuin islamischen Narrativs, das in einem dynamischen Verhältnis zu den vorangegangenen religiösen Traditionen steht.

Darüber hinaus eröffnet die systematische Erforschung der isrāʾīliyyāt weitreichende Perspektiven für die Judaistik und die biblischen Wissenschaften. Durch die Analyse der Rezeptionsgeschichte und der intertextuellen Anpassungen jüdisch-christlicher Narrative im islamischen Kontext wird das Verständnis für die wechselseitigen Beeinflussungen zwischen den religiösen Traditionen vertieft. Diese Forschung trägt dazu bei, die strukturelle Vielfalt und Vielschichtigkeit der biblischen und außerbiblischen Überlieferungen in einem erweiterten interreligiösen Rahmen zu erfassen und die Dynamiken religiöser Texttraditionen über konfessionelle Grenzen hinweg zu untersuchen.

Die Arbeitsgruppe legt dabei großen Wert auf eine methodische Herangehensweise, die über rein philologische Analysen hinausgeht. Neben der textkritischen Untersuchung wird ein besonderer Fokus auf narrative, kulturwissenschaftliche und hermeneutische Fragestellungen gelegt, um die isrāʾīliyyāt als Elemente eines transkulturellen und transreligiösen Diskurses zu interpretieren. Durch regelmäßigen wissenschaftlichen Austausch und die Kooperation mit Fachdisziplinen wie der Islamwissenschaft, Judaistik, christlichen Theologie und Literaturwissenschaft entwickelt das AFII ein Forschungsparadigma, das sich durch interdisziplinäre Stringenz und analytische Tiefe auszeichnet.

Die systematische Erforschung der isrāʾīliyyāt verdeutlicht, dass deren Untersuchung nicht nur für die islamische Exegese von zentraler Bedeutung ist, sondern zugleich neue Impulse für die Judaistik, die christliche Theologie und die Bibelwissenschaften bietet. Die im AFII entwickelte Methodik erlaubt es, die intertextuellen Prozesse in den religiösen Literaturen als ein komplexes Geflecht kultureller und theologischer Wechselwirkungen zu verstehen. Indem die Arbeitsgruppe die strukturellen, narrativen und dogmatischen Dimensionen der isrāʾīliyyāt im Kontext ihrer jeweiligen Überlieferungsgeschichte erforscht, schafft sie die Grundlage für eine weiterführende hermeneutische Auseinandersetzung mit der Dynamik religiöser Traditionen.