Transformation im urbanen Raum: Migration und Religion
Transformation im urbanen Raum: Migration und Religion
Geprägt durch Migration sind Städte immer schon Orte der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Kulturen und Religionen. Sie sind dadurch gleichermassen Räume der Koexistenz, des Zusammenlebens, und Orte politischer Innovation im Umgang mit gesellschaftlicher Diversität. Hier lassen sich im Kontext von Zuwanderung, Säkularisierung, Individualisierung, Pluralisierung und neoliberalen Wirtschaftsstrukturen Transformationsprozesse durch und von Religion beobachten. In urbanen Regionen findet sich die breitest mögliche religiöse Diversität – von neureligiösen Bewegungen und verschiedensten Formen der Spiritualität zu durch Zuwanderung wachsenden religiösen Minderheiten – neben der am stärksten ausgeprägten Entfremdung von Religion. Städten ist eine tiefgreifende Ambivalenz eigen. Sie sind Orte der Hoffnungen und Möglichkeiten für viele und gleichzeitig soziale Brennpunkte und Schauplatz von Konflikt. Diese Ambivalenz ist auch für Interaktionen in und die Verhandlung von öffentlichen Räumen prägend.
Die Beschäftigung mit dem „Laboratorium Stadt“ ist für sozialwissenschaftliche Forschung, Religionswissenschaft und Theologie aber auch Philosophie ein vielversprechender Zugang um ein besseres Verständnis davon zu entwickeln, wie Religion in die großen gesellschaftlichen Veränderungsprozesse unserer Zeit involviert ist. Für die empirische Forschung bietet der Blick auf die Stadt die Möglichkeit, methodologischen Nationalismus und die Reproduktion nicht mehr treffsicherer Kategorien zu vermeiden. Die Politikwissenschaft sieht in durch Migration geprägten Städten die enge Verzahnung unterschiedlicher Möglichkeiten der Partizipation und einen Ort für demokratische Innovation auf lokaler Ebene. Die Religionswissenschaft findet in Städten das ganze Spektrum religiöser Diversität. Die Praktische Theologie wird durch die Urbanisierungsprozesse des 21. Jahrhunderts im Kontext der internationalen Migrationen an die biblische Vision der „Stadt Gottes“ erinnert, die als „Laboratorium Gottes“ nicht zuletzt mit Hilfe von Migrantinnen und Migranten an allen Orten der Welt aufgebaut werden soll. Urbanisierung und Migration stellen die christlichen Kirchen in Europa überdies vor neue Herausforderungen.
Am Cluster beteiligte Personen und Institutionen
- Sprecherin: Regina Polak, Institut für Praktische Theologie
- Sieglinde Rosenberger, Institut für Politikwissenschaft
- Katharina Limacher, RaT und Institut für Politikwissenschaft
- Astrid Mattes, RaT
Forschungsprojekte und Publikationen in diesem Cluster
- Bridging hosts and refugees: Voluntary refugee support groups as agents for diverse and cohesive societies? (Sieglinde Rosenberger)
- Leben und Lernen von und mit Flüchtlingen (Regina Polak)
- Migration, Flucht und Religion - Buchprojekt (Regina Polak)
- Religion and Diaspora: The Korean Community in Austria (Lukas Pokorny)
- Wertestudie 2017 (Regina Polak)