Gastvortrag von Christopher Brittain: "Speaking of God in a Time of Crisis: Religion as Ground Zero", 19.10.2016
Kurz nach den furchtbaren Erdbeben und Tsunamis, welche im März 2011 über Japan hereinbrachen, gab der Bürgermeister von Tokyo ein öffentliches Statement ab, in welchem er die „mit Egoismus befleckte Politik“ für den Tsunami verantwortlich machte, welcher zur Tilgung des Egoismus notwendig gewesen wäre. Folglich beschrieb er das Unglück als „göttliche Strafe“, womit er ein wiederholtes Muster aufnahm, auf welches häufig in der Reaktion auf Naturkatastrophen, Terroranschläge oder andere menschliche Tragödien zurückgegriffen wird. Solche Beispiele demonstrieren die Schwierigkeit, welche die Ausdeutung von Situationen menschlichen Leidens mit sich bringt. Ebenso verweisen sie auf die gebotene Vorsicht hinsichtlich des Sprechens von Gott in einer Zeit, in der viele Menschen Religion generell als gewaltbehaftet verdächtigen.
Der Vortrag Christopher Brittains untersuchte die Arbeiten namhafter Theologen und Philosophen, die in ihren Schriften mit dieser Herausforderung gerungen hatten. Anhand diverser Aussagen von Karl Barth, Emil Fackenheim, Johann Baptist Metz, Rowan Williams und Theodor W. Adorno diskutierte Brittain verschiedene Zugänge theologischen Sprechens im Kontext der Krise und illustrierte die differierenden Weisen, wie die Autoren sensibel mit der Problematik umzugehen versuchen.