Gastvortrag von Thomas Oehl "Selbstbewusstsein und absoluter Geist", 22.11.2017
Gastvortrag von Thomas Oehl "Selbstbewusstsein und absoluter Geist", 22.11.2017
Ein Gastvortrag mit Thomas Oehl (Ludwig-Maximilians-Universität München) mit dem Titel „Selbstbewusstsein und absoluter Geist“ fand am 22.11.2017 am Fachbereich der Theologischen Grundlagenforschung statt. Thomas Oehl ist gemeinsam mit Arthur Kok (Tilburg / Amsterdam) Herausgeber des Sammelbandes Objektiver und absoluter Geist nach Hegel. Kunst, Religion und Philosophie innerhalb und außerhalb von Gesellschaft und Geschichte, der unter Beteiligung u.a. von Kurt Appel 2018 bei Brill erscheinen wird. Thomas Oehl präsentierte Auszüge aus seinem eigenen Beitrag zu dem Sammelband.
Der Vortrag erläuterte Hegels Verständnis des Selbstbewusstseins in Abhebung von Descartes und Kant und erschloss davon ausgehend die Bedeutung des absoluten Geistes, worin vor allem das Verhältnis von Philosophie und Religion thematisiert wurde. Selbstbewusstsein wurde dabei von Oehl weder als res cogitans (Descartes) noch als oberstes Prinzip (Kant) verstanden, sondern als Tatsache interpretiert, deren Gehalt es sei, sich selbst nicht als nicht denkend denken zu können. Dass das Selbstbewusstsein als das Erfassen dieser Tatsache zu begreifen sei, worin die praktische und theoretische Dimension übereinkommen, bildete den Nukleus für Oehls Auslegung Hegels und zahlreiche daran anschließende Gedankengänge.
Zum Teil ungewohnte neue Wege wurden hierbei – besonders die Verhältnisbestimmung von Philosophie und Religion betreffend – beschritten. So wurde aufbauend auf der These, dass endliche Subjektivität bei Hegel durch einen Hang zur Absolutsetzung seiner selbst bestimmt ist, nicht nur ein vom Begriff des Selbstbewusstseins ausgehender Gottesbeweise entworfen, sondern auch nach den Spuren einer positiven Philosophie Hegels gesucht. Letztere wurde mit Bezug auf Hegels späte Göschel-Rezension (1829) darin gesehen, dass der Sündenfall bzw. der Hang zur Verabsolutierung der endlichen Subjektivität die unableitbare Voraussetzung der philosophischen Durchdringung des Selbstbewusstseins sei.