Tagung: "Auferstehung des Körpers. Theologisch-religionsphilosophische Perspektiven"
Tagung: "Auferstehung des Körpers. Theologisch-religionsphilosophische Perspektiven"
Zeit: 16.12.2022
Ort: Dekanatssaal der Katholisch-Theologischen Fakultät, Universität Wien, Hauptgebäude
Veranstaltungsbericht: Am 16.12.2022 veranstaltete der Fachbereich für Theologische Grundlagenforschung (Organisation: Martin Eleven) in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum RaT einen Workshop zum Thema „Auferstehung des Körpers - Theologisch-religionsphilosophische Perspektiven“. Den Hintergrund der Veranstaltung bildete die Frage nach dem genuinen Ort des Körpers in der gegenwärtigen Theologie: Ist nicht eine gewisse Körpervergessenheit zu verzeichnen? Welche Konzepte des Körpers, falls dieser denn eigens zum Thema wird, werden vorrangig herangezogen, um die christliche Botschaft der Auferstehung auszulegen? Was lässt sich über den Körper der Auferstehung sagen?
Die Beiträge der ReferentInnen haben aus unterschiedlichen Blickwinkeln – philosophischen, ästhetischen und politischen – versucht, Antworten auf die Frage nach dem Körper der Auferstehung zu geben und tradierte Konzepte und Begriffe neu durchdacht. Nach einer allgemeinen Begrüßung und Einleitung des Workshops durch Martin Eleven, der versucht hat die Theologie in ihrem ambivalenten Verhältnis zum Körper zu beleuchten, widmete sich Sibylle Trawöger in ihrem Vortrag dem Verhältnis von Auferstehung und Verwesung. Sowohl aus mikrobiologischer Sicht als auch unter Zuhilfenahme ästhetischer Überlegungen plädierte sie für die Berücksichtigung von Lebensprozessen des Körpers, die den Leichnam inkludieren. Diese Sichtweise erlaube, so Trawöger, anthropozentrische Vorstellungen, was ein Leben nach dem Tod bedeuten könnte, zu unterlaufen. Beispiele aus Kunst und Literatur dienten ihr dabei als Wegweiser in das Einüben dieses neuen Blickes.
Den darauffolgenden Vortrag hielt Sandra Lehmann zur paulinischen Unterscheidung von sōma psychikon (irdischer Körper) und sōma pneumatikon (erlöster Körper). Ihr Fokus richtete sich dabei nicht nur auf die heilsgeschichtliche Dimension des sōma pneumatikon, sondern auch, ausgehend von der Tradition der Stoa und der gegenwärtigen Philosophy of Mind, auf die innere Transzendenz des Leibes, die diesen immer schon über sich selbst hinausgewiesen hat. Martin Eleven thematisierte die Politik des Körpers. Ausgehend von strukturalistisch-phänomenologischen Überlegungen widmete er sich den kinematographischen Umsetzungen der Körperlichkeit in den Filmen Pasolinis. Die in Pasolinis Filmen gezeigten Körper und deren Gesten interpretierte er – mit Verweis auf die Emmaus-Erzählung – als das Nachleben eines geschichtlichen Horizonts und deren offenes und noch nicht eingelöstes Potenzial sowie als Aufforderung zur Nachfolge, die die Verletzbarkeit des Menschen ernst nimmt.
Marcello Neri hielt einen Vortrag über den nackten Körper Christi, der in seiner Verwund- und Verletzbarkeit zum Sinnbild für einen in sich gebrochenen Gott steht. Ausgehend von der Himmelfahrt Christi stellte er die Frage, wie die Rückkehr des auferstandenen Sohnes (mit seinen Wunden) zum Vater verstanden werden kann und welche Konsequenzen dieses Ereignis für unsere Gottesvorstellungen hat. Isabella Bruckner sprach im Anschluss über die Rolle des Körpers im Taufritus und verwies darauf, dass die Taufe bereits den Eintritt in den Auferstehungsbleib bedeute. Darüber hinaus wurde die konkrete Körperlichkeit in der liturgischen Praxis beleuchtet.
Zum Schluss widmete sich Kurt Appel in seinem Vortrag dem Verhältnis von Text und Körper. Ausgangspunkt bildete die Auferstehungserzählung des Markusevangeliums. Dabei betonte er, dass sich bei genauere Lektüre zeige, wie der in der Erzählung nur als entzogen thematisierte Körper (Christi) zum Text wird, nämlich da, wo das Evangelium zur Nachfolge einlädt und damit der auferstandene Körper zum Exerzitium der Gläubigen wird. Angereichert wurden diese Überlegungen noch mit spekulativen Gedanken aus Hegels Wissenschaft der Logik.