Wie kommt einer zum schreiben?  Was treibt ihn an?  Woran hat er gelitten?  Woran glaubt er?  Was liest er?  Was ist Literatur eigentlich?  Was bewegt uns an ihr?
Und in was für einer Welt leben wir?*

 

Noch eine Poetikdozentur?

Poetikdozenturen haben sich längst als eine Form im Grenzbereich von Literaturbetrieb und Universität etabliert, so dass manche Stimme sich schon veranlasst sah, vor einer Inflation an Poetikdozentinnen und -dozenten zu warnen. Kann es hier noch Neues geben? Diese Veranstaltungsreihe versucht, dem Genre Poetikdozentur einen bislang beispiellosen Akzent zu geben.

Gegenwartskunst und -literatur eröffnen Einblicke in andere Welten, registrieren Suchbewegungen und zeigen Erschütterungen an. Glück und Unglück, Verlusterfahrungen und Trostbedürfnisse werden im Kontext heutiger Lebenswelten durchgespielt. Das Band, das Literatur und Dichtung mit Religion und ihren säkularisierten Spätformen verbindet, dürfte dabei enger sein als weithin zugestanden.

Die Literatur und die TheologInnen

Gerade die Literatur der Gegenwart ist für Theologie und Religionswissenschaft interessant. Nicht nur, um die Sprache zu schulen, nicht nur, um den Horizont zu weiten, nicht nur um mit einem Spiegel konfrontiert zu werden - sondern auch und vor allem, um literarisch verhandelte Sujets selbst aufzugreifen und im Eigenen weiter zu bedenken. Dennoch sind Dichtung und Religion, bzw. deren wissenschaftliche Disziplinen Literaturwissenschaft und Theologie, bislang wenig im Gespräch. Hier soll ein Gegenimpuls gesetzt werden, um wechselseitige Vorbehalte kommunikativ zu verflüssigen.

Für einen Brückenschlag zwischen den Disziplinen

Ziel der Poetikdozentur ist es, auf die Präsenz religiöser Motive in der Gegenwartsliteratur hinzuweisen und Theologie und Literaturwissenschaft näher ins Gespräch zu bringen. Renommierten Autorinnen und Autoren ebenso wie Newcomern der Literaturszene soll ein Forum geboten werden, Einblicke in das eigene literarische Schaffen und seine Bezüge zur Religion zu geben. Zugleich soll ein interdisziplinärer Austausch über das Verhältnis von Literatur und Religion angestoßen werden.


* In Anlehnung an: Thomas Hettche, Totenberg. Essays, Köln 2012